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Stethoskop
Therapie von Diabetes
Die Therapie von Diabetes erfolgt bei Patienten mit Typ-1-Diabetes mittels Insulintherapie, bei Typ-2-Diabetes steht insbesondere eine Umstellung des Lebensstils im Vordergrund.
Blutzuckermessgerät

Therapie von Diabetes

Mit der Therapie von Diabetes mellitus soll eine Senkung des Blutzuckerspiegels erreicht werden, um Folgeschäden an Blutgefäßen, Organen und Nerven zu verhindern. Die Maßnahmen der Behandlung richten sich insbesondere nach dem Diabetestyp. Hilfe bei der Umsetzung der Therapie erhalten Diabetespatienten z. B. in speziellen Schulungen.

Schulungen bei Diabetes mellitus

Die Diagnose Diabetes bedeutet für Betroffene einen Einschnitt in den normalen Alltag mitsamt seiner Lebensgewohnheiten und Strukturen. Der erste Ansatz zur Therapie ist entsprechend das Annehmen der Erkrankung und der Umgang mit den Veränderungen, die der Diabetes für jeden Einzelnen mit sich bringt.

Seit dem Jahr 2012 gibt es in Deutschland die Nationale VersorgungsLeitlinie „Diabetes – Strukturierte Schulungsprogramme“. Jeder Diabetespatient hat die Möglichkeit, an einer Diabetesschulung teilzunehmen. Die Leitlinie selbst bezeichnet die Patientenschulung für Menschen mit Diabetes als „Selbstmanagement-Schulung“, was dem Begriff nach auch das Ziel solcher Programme ist: Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln, die den Patienten beim Selbstmanagement unterstützen und ihm zu einem positiven Umgang mit der Erkrankung verhelfen.

Patientenschulungen für Diabetiker vermitteln eine Vielzahl von Inhalten. Am Anfang steht das Kennenlernen der Erkrankung selbst. Nur wenn der Patient die Prozesse des Blutzuckerstoffwechsels und seinen unmittelbaren Einfluss darauf versteht, kann er entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Krankheit in sein Leben zu integrieren und mögliche Folgen wie Stoffwechselentgleisungen oder Begleiterkrankungen zu minimieren.

Weiterhin zählt die korrekte Handhabung von Blutzuckermessgeräten mitsamt der Auswertung und Interpretation der Messergebnisse zu den Standardthemen der meisten Diabetesschulungen. Richtiges Verhalten in Notfallsituationen sowie eine angepasste Ernährung und Bewegung sind weitere mögliche Inhalte dieser Schulungsprogramme.

Therapie von Diabetes Typ 1

Neben diesen allgemeingültigen Schulungsprogrammen für Menschen mit Diabetes zum persönlichen Umgang mit der Erkrankung sind bei Diabetes Typ 1 weitere, sehr spezielle therapeutische Maßnahmen notwendig. Bei Typ-1-Diabetes zerstört das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Diese Zellen bilden sich nicht nach, sodass Insulin dem Körper künstlich von außen zugeführt werden muss. Ein Patient mit Diabetes Typ 1 muss das benötigte Hormon Insulin entsprechend selbst unter die Haut (subkutan) injizieren.

Konventionelle Insulintherapie

Bei der konventionellen Insulintherapie ist das Spritzen in der Regel zweimal täglich notwendig. Der behandelnde Arzt berechnet die individuelle Tagesdosis, die der Patient benötigt und erstellt ein Schema, das der Diabetiker dringend einhalten sollte. Im Normalfall werden morgens vor dem Frühstück zwei Drittel und vor dem Abendessen ein Drittel der Tagesdosis injiziert. Um Schwankungen vorzubeugen muss bei der konventionellen Insulintherapie ein strikter Ernährungsplan eingehalten werden, der sich sowohl auf die Wahl der Nahrungsmittel als auch auf die Uhrzeit der Nahrungsaufnahme bezieht.

Intensivierte Insulintherapie bei Diabetes Typ 1

Die intensivierte Insulintherapie bietet Patienten mit Typ-1-Diabetes eine flexiblere Lebensgestaltung. Allerdings ist eine vorherige intensive Schulung notwendig, um die komplexen Zusammenhänge des Zuckerstoffwechsels genau zu verstehen und individuell reagieren zu können. Bei dieser Form der Insulintherapie injiziert sich der Patient ein- bis zweimal täglich ein lang wirksames Insulin und deckt so die Hälfte des täglichen Insulinbedarfs ab. Die andere Hälfte führt er individuell mit einem kurz wirksamen Insulin nach Bedarf zu, etwa vor einer Mahlzeit oder vor sportlicher Aktivität.

Insulinpumpe

Eine Insulinpumpe übernimmt im eigentlichen Sinne den Vorgang des Spritzens. Sie ahmt die Funktion der Bauchspeicheldrüse nach, indem sie in regelmäßigen Abständen den Blutzuckerspiegel misst und bei Bedarf eine entsprechende Menge Insulin abgibt, um den Zuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten. Man spricht hierbei vom sogenannten Basalbedarf. Zu den Mahlzeiten kann zusätzlich benötigtes Insulin per Knopfdruck verabreicht werden, der sogenannte Bolus. Die Pumpe wird am Körper befestigt und ist über einen kleinen Schlauch mit einer Nadel verbunden. Die Nadel verbleibt dauerhaft im Unterhautfettgewebe des Patienten. Zum Sport oder Duschen kann die Insulinpumpe kurzzeitig entfernt werden.

Therapie von Diabetes Typ 2

Bei der Therapie von Diabetes Typ 2 kommt es insbesondere darauf an, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. In frühen Stadien lässt sich Typ-2-Diabetes häufig über eine Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und Integration von Bewegung in den Alltag eindämmen. Auch für diese Inhalte werden intensivierte Schulungsprogramme für Menschen mit Diabetes Typ 2 angeboten.

Stufentherapie bei Diabetes Typ 2

Die Umstellung der Lebensgewohnheiten hin zu einem gesünderen und aktiveren Lebensstil gilt bei Patienten mit Diabetes Typ 2 als erste therapeutische Maßnahme. Zeigt sich allein durch eine Umstellung des Lebensstils keine Besserung, können unter Umständen Medikamente, sogenannte Antidiabetika, zum Einsatz kommen. Die Therapie von Diabetes Typ 2 erfolgt dabei nach einem Stufenschema.

Führt die erste Stufe der Therapie, die Basistherapie, bestehend aus Schulungen, Ernährungsumstellung und mehr Bewegung, nicht zu den angestrebten Therapiezielen wird bei Stufe 2 ein orales Antidiabetikum verordnet. Das Mittel der Wahl ist hierbei Metformin. Bei einer Unverträglichkeit auf Metformin können unter anderem auch DPP-4-Inhibitoren, Sulfonylharnstoffe oder SGLT2-Inhibitoren verordnet werden. Zeigt dieser Wirkstoff nach drei bis sechs Monaten nicht das gewünschte Ergebnis (Kontrolle erfolgt über den HbA1c-Wert), wird auf der nächsten Stufe in der Regel ein anderes Medikament als Alternative oder auch ergänzend verabreicht. Je nachdem, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist, kann auch die Gabe von Insulin eine Option sein. Als letzte Maßnahme im Stufenschema wird auch bei Patienten mit Diabetes Typ 2 eine konventionelle bzw. intensivierte Insulintherapie empfohlen, gegebenenfalls in Kombination mit einem oralen Antidiabetikum.

Sabrina Mandel